Ansbach-Triesdorfer Rind
Die Geschichte der Rasse
Das Ansbach-Triesdorfer Rind ist das Ergebnis eines langjährigen Zuchtprogramms, das Mitte des 18. Jahrhunderts begann. Damals waren die Ansbacher Markgrafen von der Größe und der Milchleistung der schwarzbunten holländisch-friesischen Rinder so stark beeindruckt, dass Markgraf Carl Wilhelm Friedrich 1740 mehrere Kühe und Bullen aus Holland auf seinen Gutsbetrieb nach Triesdorf bringen ließ. Die Tiere sollten in die Bestände der umliegenden Bauernhöfe eingekreuzt werden. Seinerzeit existierten im Raum Ansbach fränkische Landschläge, in der Regel kleine, robuste braune und rote Rinder. Sie waren nicht nur Milch- und Fleischproduzenten, sondern dienten auch als Zugtiere (Dreinutzungsrasse).
Porträt aus dem Jahr 1893: Die Ansbach-Triesdorfer Sieger-Färse auf der Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in München. Der Züchter des Tieres war Friedrich Schrenk aus Aumühle bei Ansbach.
Bald stellte sich heraus, dass den Schwarzbunten aus Holland das raue Klima und die eher magere Futtergrundlage in Mittelfranken nicht besonders gut bekamen. Außerdem waren diese Rinder nicht als Zugtiere geeignet. Aber die Markgrafen des Hauses Brandenburg-Ansbach ließen sich dadurch nicht entmutigen und verfolgten weiterhin ihr Ziel, die Rinderzucht auf ihrem Territorium zu verbessern. Sie ließen aus der Westschweiz Simmentaler Rinder und schwarzbunte Höhenrinder (Berner Schecken) importieren. Deren Einkreuzung in die fränkischen Rotviehbestände war ein großer Erfolg: In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren die Kreuzungsrinder aus Triesdorf ein Verkaufsschlager auf den Viehmärkten Westeuropas.
Schließlich waren im Ansbach-Triesdorfer Rind mehrere Rassen vereinigt. Die Tiere zeigten Mitte des 19. Jahrhunderts eine weiße Farbzeichnung mit rötlichen oder schwarzen Flecken. Außerdem traten Tiere mit braunen Einsprengseln auf, die sich über das gesamte Fell verteilen. Dieser gescheckte Phänotyp wurde als „Tiger“ bezeichnet. Weiterhin gab es Rot- und Schwarzschecken im Typ des Höhen- und Niederungsrindes. Neben der Milchleistung beeindruckte vor allem das Arbeitsvermögen der Tiere. Die Hartklauigkeit erlaubte selbst auf den mit Lesesteinen befestigten Feldwegen das Arbeiten ohne Hufbeschlag.
Die Vorzüge der Ansbach-Triesdorfer Rinder führten zwischen 1860 bis 1880 zu einer Ausbreitung der Rasse über Mittel- und Unterfranken bis nach Oberfranken und Nordschwaben: Um 1896 existierten etwa 190.000 Tiere. Damit erreichte die Rasse den Zenit ihrer Verbreitung. 1906 lebten nur noch 90.000 Exemplare. Eine Ursache für diesen Rückgang des Bestandes war das Körgesetz von 1888: Es ließ nur noch rein getigerte Tiere zu, wodurch sich schlagartig die Zuchtbasis verengte.
Nachdem die offizielle Zuchtbuchführung eingestellt worden war, betrieben seit 1919 nur noch Kleinbauern die Zucht der Ansbach-Triesdorfer Rinder. Restbestände blieben vor allem im Bereich der Uffenheimer Bucht, im Raum Leutershausen, nördlich von Ansbach und im Altmühltal erhalten. Seit 1989 kümmert sich die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) um das Fortbestehen der Rasse. Ein Kreis engagierter Landwirte befasst sich mit der Weiterzucht der Tiere. 1992 wurde der Verein zur Erhaltung des Ansbach-Triesdorfer Rindes e. V. gegründet. Derzeit halten etwa 40 Betriebe – überwiegend im traditionellen Zuchtgebiet in Mittelfranken – Ansbach-Triesdorfer Rinder.